Vereinshistorie - TVL
Am 18. Oktober 2011 waren seit der Gründung genau 128 Jahre vergangen. Der Turnverein Lampertheim zählt zu den ältesten Sportvereinen in Südhessen.
Acht Anhänger der Ideen von Turnvater Jahn hatten sich 1883 entschlossen, neben anderem Zeitvertreib, auch ab und an zu turnen. Dies erfolgte an den Geräten im Hof der damaligen Volksschule in der Römerstraße (im Bereich der heutigen Tankstelle). Oberlehrer Kissinger, dessen Sohn Rudolf einer der acht Turnbegeisterten war, hatte gerne seine Zustimmung dazu gegeben. Im Saale des Gasthauses „Zum Rebstock“, später umbenannt in Gasthaus „Zum Tannhäuser“, hier wo auch die Vereinsgründung erfolgt war, wurde im Winter 1883/84 der bis dahin mit einigem Erfolg betriebene Freiluftturnbetrieb fortgesetzt.
Nach dem Anschluss an den Turngau Rheinhessen im Jahre 1884 bestand zunächst die Möglichkeit zur Fortbildung im Turnsport und auch Wettkämpfe wurden kurz danach angeboten. Gleichzeitig wuchs die Mitgliederzahl, die anfangs recht gering war. Wenige junge Lehrer und Schüler höherer Lehranstalten scharten sich zu Beginn um zwei Turnbegeisterte, die von auswärts nach Lampertheim gekommen waren, Eduard Dathe und Johannes Menges. Mit der Zeit fanden sich Angehörige aus allen Berufszweigen ein, sogar Söhne aus Bauernfamilien, die zunächst die Meinung vertreten hatten, dass der Umgang mit Hacke und Mistgabel wesentlich gesünder sei. Es dauerte nicht lange und der Turnverein konnte sich überall sehen lassen, bestritt erfolgreich Wettkämpfe und gewann allseits an Anerkennung.
Neben den Turnstunden der Männerriege, die mittwochs und samstags stattfanden, bildete sich schon bald eine Jugendabteilung; sogar Florettfechten und Säbelschlagen betrieb eine Gruppe von Mitgliedern. Die Aufführung kleinerer Theaterstücke gehörte von Anfang an zu fast allen gesellschaftlichen Zusammenkünften, die außerdem von Musikbeiträgen einer kleinen Kapelle umrahmt wurden, die sich aus den Reihen der Vereinsmitglieder gebildet hatte. Seit dem Jahre 1909 waren auch bereits Fastnachtsveranstaltungen Bestandteile des äußerst reichhaltigen Jahresprogramms.
Schon sehr früh bestand der Wunsch auf Erwerb eines eigenen Vereinsgeländes. Bereits 1901 wurde eine Geländefläche an der Ernst-Ludwig-Straße, zwischen der heutigen Martin-Kärcher-Straße und der Steinstraße als Übungsgelände erworben, später musste es allerdings wieder verkauft werden. Im Jahre 1910 gelang schließlich der Ankauf eines Teiles des heutigen Friedhofsgeländes an der damaligen Boxheimerhofstraße; der erste Turnplatz konnte hergerichtet werden. In diese Zeit fallen auch die Gründung einer Damenabteilung und zweier Faustballmannschaften, die durch rasche Erfolge von sich reden machten. Auch eine Schülerabteilung wurde im Jahre 1911 mit sehr guter Resonanz eingerichtet.
Der Erste Weltkrieg unterbrach die stetige Aufwärtsentwicklung des Vereins und auch das Vereinsleben insgesamt kam fast zum Erliegen.
Ungeachtet der negativen Begleiterscheinungen der Nachkriegszeit wurde der Übungsbetrieb sehr bald wieder fortgesetzt und intensiviert. 1919 bildeten sich Abteilungen für Leichtathletik und Fußball.
Die Platzverhältnisse an der ehemaligen Boxheimerhofstraße, heute Martin-Kärcher-Straße, waren spätestens zum Zeitpunkt als Mannschaftssportarten Eingang fanden, unzureichend. Sie wurden im Jahre 1921 mit der Errichtung des Jahnplatzes an der Blücherstraße, den damaligen Erfordernissen entsprechend, gelöst. Bereits 1924 wurde zusätzlich eine Handballmannschaft gegründet.
Eine wesentliche Verbesserung bedeutete die Inbetriebnahme der Turnhalle im Jahre 1927, die sowohl dem Turnbetrieb als auch der Durchführung gesellschaftlicher Veranstaltungen zugute kam.
Eine weitere Ausweitung des sportlichen Angebotes war die Bildung einer Wassersportgruppe. Darum wurden im Jahre 1932 am Lampertheimer Altrhein eine Bootshalle und eine Schwimmanlage in Betrieb genommen. Im II. Weltkrieg wurden die Vereinsaktivitäten auf diesem Gebiet wieder eingestellt und auch nicht wieder aufgenommen.
Dieser Weltkrieg unterbrach eine bis dahin sehr erfolgreich verlaufende Vereinsarbeit. Nach sehr schwerem Wiederbeginn war es vor allem der Tatkraft und der Zielstrebigkeit der damals Verantwortlichen zuzuschreiben, dass sich der Verein nicht nur erholte sondern in bisher nie gekanntem Ausmaß wuchs und zudem reichlich Erfolge aufzuweisen hatte. Mit der Gründung einer Tischtennisabteilung bereits im Jahre 1946 wurde das Sportangebot erneut erweitert.
Nicht leicht fiel den damals knapp 1600 Mitgliedern der Entschluss, das alte Sportgelände an der Blücherstraße aufzugeben. Anfang 1980 wurde eine neue dreifach teilbare Sporthalle mit Zuschauereinrichtungen und einer Gaststätte im Sportzentrum „Ost“ in Betrieb genommen und im Jahre 1981 durch die Errichtung eines Hartplatzes ergänzt. Diese Sportstätten bieten den Mitgliedern optimale Bedingungen sowohl für den Trainings- als auch für den Wettkampfbetrieb. Dies führte deshalb auch Anfang 1980 zur Gründung einer Volleyballabteilung.
Im Jahre 1983 waren die Feierlichkeiten zum 100-jährigen-Vereinsbestehen das herausragende Ereignis. Über das gesamte Jahr fanden sportliche und kulturelle Veranstaltungen statt, die auch über die Stadtgrenze hinaus viel Beachtung und Anklang fanden. In einer über 200 Seiten starken Festschrift, wurde die Geschichte des Vereins in Wort und Bild umfassend erläutert.
Auf dieser Grundlage wurde auch im Jahre 2008 eine entsprechende Festschrift für die 125-Jahrfeier veröffentlicht, die auf fast 300 Seiten die Vereinsgeschichte, mit dem Schwerpunkt auf der näheren Vergangenheit, darstellte. Erstmals wurde dabei eine namentliche Aufstellung aller Mitarbeiter des Vorstandes von der Gründung bis zur Gegenwart veröffentlicht. Auch hier war das Rahmenprogramm von hochwertigen Sport- und Kulturveranstaltungen geprägt, die auf eine gute Resonanz, auch bei den Nichtmitgliedern, stießen.
Die eigenen Sportstätten im Sportzentrum Ost sind unserem Verein lieb, aber insbesondere auch teuer. Die seit dem Jahre 1980 erstellte Sporthalle erforderte in den letzten Jahrzehnten erheblich finanzielle Investitionen, die den Finanzrahmen des Vereins erheblich einschränkten und auch für die Zukunft belasten. Die Erneuerung des Hallenbodens, die Dach- und Fugensanierung, der Einbau einer neuen Heiz- und Lüftungsanlage, die komplette Neuausgestaltung der gesamten Sanitäreinrichtungen sowie technische Verbesserungen innerhalb der Sporthalle sollen hier beispielhaft besondere Erwähnung finden.
Auch der vereinseigene Hartplatz mit Flutlichtanlage, der seit 1981 besteht und auf einer ehemaligen Mülldeponie errichtet wurde, macht uns seit einigen Jahren hinsichtlich der ordnungsgemäßen Nutzung Sorgen. Durch starke Bodenabsenkungen sowie altersbedingter Abnutzung ist der Sportplatz nicht mehr nutzbar und unsere Fußballer waren vor knapp zwei Jahren gezwungen ihren Spiel- und Trainingsbetrieb überwiegend in das städtischen Adam-Günderoth-Stadion auszulagern. Dies führt bei über zehn Jugend- und Seniorenmannschaften doch zu unerfreulichen logistischen Problemen. Wir sind deshalb froh und dankbar, dass es trotz sehr hoher Kosten, insbesondere gemeinsam mit der Stadt Lampertheim sowie dem Land Hessen gelungen ist, auf dem alten Hartplatz ein Kunstrasenfeld neu zu planen, das voraussichtlich ab August 2012 unseren Sportlern optimale Bedingungen gewähren wird. Auch hier ist der Kostenanteil des Vereins erheblich und wird unseren finanziellen Spielraum zusätzlich einengen.
Heute zählt der Turnverein knapp 2200 Mitglieder. Sport wird in den Sparten Basketball (seit 1988), Fußball, Handball, Leichtathletik, Tischtennis, Triathlon (seit 1993), Turnen, Volleyball und Wandern (seit 1970 eigenständige Abteilung) betrieben. Daneben stellt das CGT (Karnevalsgremium) eine wichtige Einrichtung innerhalb des Turnvereins dar, es ist Garant für gesellschaftliche Veranstaltungen von besonderem Niveau.
Insgesamt fast 800 Mitglieder sind 18 Jahre und jünger. Ein Großteil davon ist sportlich aktiv, teilweise sogar in mehreren Abteilungen.
Das Betätigungsfeld des Gesamtvereins umfasst alle Altersgruppen. Neben der Eltern-Kind-Turnstunde für unsere jüngsten Mitglieder bestehen auch Angebote zur sportlichen Betätigung für Senioren und für Freizeitsportler. Seit einigen Jahren bieten wir auch Kurse bzw. Trainingszeiten im Rahmen des Gesundheitssports an. Dies wird dadurch ermöglicht, dass einige ehrenamtliche Übungsleiter durch Zusatzausbildungen beim Landessportbund bzw. einzelnen Fachverbänden eine entsprechende Lehrbefähigung erworben haben. Für alle Mitglieder besteht die Möglichkeit sich praktisch ohne Einschränkung in den einzelnen Abteilungen sportlich und gesellschaftlich zu betätigen.
In der Vereinsverwaltung sowie auch bei den Übungsleitern und Helfern wird überwiegend noch auf ehrenamtliche Kräfte gesetzt. Trotz mancher damit verbunden Unzulänglichkeiten, lässt die finanzielle Situation, insbesondere auch in Bezug auf die kostenintensive Unterhaltung der vereinseigenen Sportstätten, zurzeit kaum andere Alternativen zu.
Verfasst von Karl Wunder
Stand: Januar 2012
Festschrift zum 125-jährigen Vereinsjubiläum im Jahr 2008
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Festschrift zum 100-jährigen Vereinsjubiläum im Jahr 1983
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